PiKiTa – Präventionsarbeit in Kindertagesstätten

Studien belegen, dass in Deutschland jede vierte Frau* mindestens einmal in ihrem Leben körperlicher und/ oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner ausgeliefert ist.

60 Prozent dieser Frauen* leben zum Zeitpunkt der Gewalthandlungen mit Kindern zusammen.

Kinder sind immer direkt und/ oder indirekt von den Folgen betroffen.

Weil das Thema sowohl gesellschaftlich, als auch innerhalb der Familie oft tabuisiert wird, erhalten gewaltbetroffene Mütter und Kinder kaum Aufklärung und Unterstützung.

Gerade in Kindertagesstätten besteht aufgrund des engen Kontaktes zwischen Pädagog:innen, Eltern und Kindern die Chance, Gewalt im häuslichen Kontext wahrzunehmen und zu thematisieren.

Jedoch existieren bislang kaum didaktische Konzepte zur Prävention von häuslicher Gewalt in Kindergärten.

Das Präventionsprogramm PiKita richtet sich an interessierte Berliner Tageseinrichtungen. Einbezogen werden Vorschulkinder, Erzieher:innen und Eltern.

PiKiTa beinhaltet eine Erzieher:innenfortbildung von insgesamt 6 bis 8 Stunden, die sich inhaltlich nicht nur mit den Ursachen, Formen, Folgen und dem Ausmaß von häuslicher Gewalt, vielmehr auch mit Interventionsmöglichkeiten beschäftigt.

Die Fortbildung behandelt folgende Themen:

  • Kinder als Zeug:innen und Opfer von häuslicher Gewalt
  • Auswirkungen der erlebten Gewalt auf das familiäre System
  • Rechtliche Grundlagen, insbesondere Kinderschutz, aber auch DSGVO
  • Vorgehen bei einer (vermuteten) Kindeswohlgefährdung
  • Gesprächsführung mit betroffenen Eltern und Kindern
  • Hilfe- und Interventionsmöglichkeiten

Ziele der Schulung sind die Sensibilisierung für und Enttabuisierung der problematischen Thematik, die inhaltliche Aufklärung und die Erweiterung der professionellen Handlungskompetenzen der Erzieher:innen.

Die Arbeit mit den Kindern umfasst insgesamt sechs Workshops (à jeweils eine Zeitstunde) mit folgenden Inhalten:

  1. Unterschiede und Gemeinsamkeiten
  2. Gefühle erkennen und wahrnehmen
  3. Gewaltfreier Umgang mit Streit und Konflikten
  4. Dürfen Kinder Nein sagen?
  5. Gute und schlechte Geheimnisse
  6. Hilfe holen und sich helfen lassen

mit dem Ziel der Förderung von:

  • „Ich-Kompetenz“ (Selbstgefühl und -vertrauen, Gefühle / Gewalt wahrnehmen, eigene Biografie und Familie, Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen)
  • „Sozialer Kompetenz“ (Grenzen setzen, Umgang mit Konflikten)
  • „Sachkompetenz“ (Familie und Rollenverhalten, Werte und Normen, Regeln, Geheimnisse, Hilfemöglichkeiten u.a.).

Erziehungsberechtigte erhalten an einem speziellen Elternabend Informationen über häusliche Gewalt im Allgemeinen und die Auswirkungen von Gewalt auf die Entwicklung von Kindern im Speziellen. Sie werden darüber aufgeklärt, wie sie Gewalt im familiären und sozialen Umfeld erkennen und wo sie Hilfe und Unterstützung bekommen.

PiKiTa wurde 2007 entwickelt und wird seit 2008 in Berliner Kindertagesstätten angeboten. Es wurde von unterschiedlichen Trägern gefördert, unter anderem von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, der Werner-Coenen-Stiftung, der IKEA-Stiftung, der Bosch-Stiftung und der Aktion Mensch.

BORA e.V. ließ das Programm 2014/2015 durch das Institut SoFFI F. (Prof. Dr. Kavemann) und 2017 durch die Camino-Werkstatt gGmbH wissenschaftlich evaluieren, um es qualitativ weiterzuentwickeln.

PiKiTa wurde 2011 mit dem Schutzbengel Award und 2013 mit dem Berliner Präventionspreis ausgezeichnet.

Finanzierung

Die Finanzierung erfolgt projektbezogen durch Fördermittel. Durch die Kindertagesstätten ist ein geringer Eigenbetrag zu erbringen.

Kontakt:

Präventionsarbeit BORA
Albertinenstr. 1
13086 Berlin

Tel.: 030 – 96 24 84 90
Fax: 030 – 96 24 84 915

E-Mail: praevention[at]frauenprojekte-bora.de.